Die Frage: Warum ist eine FBH eine sog. "Strahlungsheizung"

 

Häufig liest oder hört man, dass eine Fußbodenheizung (aber auch eine Wand- oder Deckenheizung) eine sog. „Strahlungsheizung“ ist bzw. „mit Strahlung arbeitet“. Leider wissen Viele nicht, was dies konkret bedeutet, welche Vorteile sich daraus ergeben und vor allem was die Unterschiede zu Heizsystemen sind, die vornehmlich mit „Konvektion“ arbeiten.

Wir möchten Sie an dieser Stelle nicht mit langen theoretischen Ausführungen zu den diversen „Strahlungsgesetzen“ der Herren Max Planck bzw. Stefan / Boltzmann langweilen, doch es ist unserer Meinung nach sehr hilfreich, wenn man einige physikalischen Gesetzmäßigkeiten kennt, die hinter der Wirkungsweise einer Strahlungsheizung stehen. Auf diese Weise wird man in die Lage versetzt, viele Aussagen im Rahmen von Fußbodenheizungen, als blanken physikalischen Unsinn oder als schlichte Verkaufshilfen zu entlarven.

Zunächst muss man 3 Tatsachen bedenken:

1)   Jeder Körper (also auch der Mensch) steht in einem ständigen  „Wärmeaustausch“ mit seiner Umgebung, wobei bei einer auftretenden Temperaturdifferenz die Energie (umgangssprachlich: die „Wärme“) immer vom energiereicheren zum energieärmeren Körper fliest und zwar so lange, bis beide die gleiche Temperatur haben.

2)   Es gilt mehrere Arten des Energietransportes (umgangssprachlich: der „Wärmeleitung“) zu unterscheiden: so zum Beispiel die „Wärmestrahlung“ und die „Wärmeströmung“ ( = Konvektion).

3)   Entwicklungsgeschichtlich ist der Mensch in physiologischer Hinsicht auf „Strahlungswärme ausgerichtet.

Wenden wir uns zunächst der Frage zu, was der Unterschied zwischen dem Energietransport durch „Strahlung“ bzw. dem durch „Konvektion“ ist.

Bei Heizsystemen, die in erster Linie mit sog. "Konvektion" arbeiten (klassisches Beispiel hierfür ist der Heizkörper) ist für den Energietransport ein Trägermedium wie Luft notwendig. Durch den Heizkörper wird die Luft erwärmt und diese transportiert dann die Heizenergie mittels Luftumwälzung in den Raum, um diesen zu erwärmen. Notwendige Voraussetzung für die Entstehung von Konvektion ist ein Temperaturgefälle. Nur in diesem Fall kann ein Ausgleichsvorgang im Raum entstehen.

Vom Energietransport durch Konvektion ist der durch sog. "Strahlung" strikt zu unterscheiden – beide sind physikalisch zwei völlig unterschiedliche Bereiche, da letzterer zur Quantenmechanik und ersterer zur Thermodynamik gehört.

Es handelt sich bei der sog. „Strahlung“ um eine elektromagnetische Strahlung im Infrarotbereich (bestes Beispiel für einen „Strahler“ ist die Sonne). Strahlung benötigt kein Trägermedium und ist auch vom Temperaturumfeld des „durchstrahlten“ Mediums (z.B. eines Holzbodens) unabhängig.

Tritt Energie in Form von Wärmestrahlung z.B. in einen mit Luft gefüllten Raum, so nehmen nur feste Körper, z.B. Wände, Möbel oder Menschen, diese Wärmestrahlung wieder auf, da die Gasmolekühle der Luft, wie Sauerstoff, Stickstoff, Wasserstoff etc. nahezu wärmestrahlendurchlässig (= diatherm) sind. Die Strahlung erwärmt somit unmittelbar nicht die Luft, sondern nur Materie, also z.B. die Innenoberflächen eines Raumes. Die Raumluft profitiert somit nur „mittelbar" von der Strahlung, indem die durch Strahlung erwärmten Raumflächen wiederum die Luft erwärmen.

Man könnte nun meinen, es ist doch letztlich gleichgültig, ob der Raum mittels Konvektion oder mittels Strahlung erwärmt wird – „Hauptsache der Raum ist warm!“

Dies ist jedoch aus folgenden Gründen ein Irrtum!

1)        Die Strahlungswärme ist eine Energieform, die der menschlichen Physiologie entspricht und somit besonders wohltuend empfunden wird. Der menschliche Körper ist seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte auf die Strahlungswärme der Sonne ausgerichtet. Der Mensch kann daher über die Haut fast 100 % der auf ihn einwirkenden Wärmestrahlung aufnehmen.

2)        Bei einer Strahlungsheizung werden – wie oben beschrieben – vor allem die Umschließungsflächen des Raumes erwärmt. Die Boden-, Wand- und Deckentemperaturen sind somit regelmäßig höher als bei konvektiv beheizten Räumen. Dies schließt eine Kondensatbildung an den Innenoberflächen und somit Feuchtigkeitsschäden durch Schimmelbildung wirkungsvoll aus.

3)        Bei den notwendigen Luftwechseln des Raumes (durch mehrmaliges Lüften pro Tag) geht in strahlungserwärmten Räumen kaum Heizenergie verloren, da diese sich ja nicht primär in der Raumluft, sondern vornehmlich in den Umschließungsflächen des Raumes befindet.

4)        Strahlungswärme, welche die Umschließungsflächen wie z.B. die Wände erwärmt, schafft ein behagliches Raumklima, da weniger Energie vom menschlichen Körper – welcher ja mit den ihn umgebenden Flächen in einem ständigen Wärmeaustausch steht - an die Raumwände abfließen kann. Denn bedenken Sie: der menschliche Körper hat eine Oberflächentemperatur von ungefähr 33 ° C. Die Raumflächen haben immer eine niedrigere Oberflächentemperatur als der menschliche Körper. Es wird also immer vom Körper Energie abfliesen; allerdings immer weniger, je geringer die Temperaturdifferenz ist. Durch Strahlungsheizungen werden sog. „Zugerscheinungen“ vermieden, die jeder bestimmt schon einmal erlebt hat, wenn man sich (auch bei geschlossenen Türen bzw. Fenstern) vor einer kalten Wand aufgehalten hat.

5)        Da die Temperatur der Umschließungsflächen höher ist als bei konvektiv erwärmten Räumen, kann die Raumlufttemperatur gesenkt werden, ohne dass dies vom Menschen als unangenehm empfunden wird. Dies führt zu einer Heizkostenersparnis

6)        Ein Heizsystem, dass mit Strahlung arbeitet und somit für die Erwärmung des Raumes keine umgewälzte Raumluft benötigt, wirbelt weniger Staub auf, was gerade Allergikern zu Gute kommt.

7)        Eine Strahlungsheizung benötigt für den Energietransport kein Trägermedium wie Luft oder einen gut leitenden Bodenbelag. Der Bodenbelag wird "durchstrahlt". Deswegen kommt es beim Oberflächenbelag auch nicht vorrangig darauf an, ob dieser ein guter Leiter ist oder nicht, sondern vielmehr darauf, ob das jeweilige Heizsystem in der Lage ist, trotz des Wärme-Durchlasswiderstands des Bodenbelags, ausreichend Energie in den Raum abzugeben, um die Heizlast des Raumes auch an kalten Wintertagen zu decken!!!

Sie sehen, es bestehen riesige physikalische Unterschiede zwischen Strahlungsheizungen (Fußboden-, Wand- und Deckenheizungen) und konvektiven Heizsystemen (Radiatoren, Fußboden-Konvektoren, Fußleistenheizungen), die sich auch in der täglichen Praxis auswirken.
Wir hoffen, dass Sie nun die Unterschiede und physikalischen Wirkungsweisen der verschiedenen Heizsysteme zumindest in ihren Grundzügen kennen und so auch ihre Auswirkung auf die Beheizung von Räumen nachvollziehen können.

 

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